In der Experimentalphysik der Beethovenzeit finden sich verschiedene Wahrnehmungsexperimente. Ernst Florens Chladni, der 1802 sein noch heute als Standardwerk anerkanntes Buch Die Akustik vorgelegt hat, kann hier als eine entscheidende Figur erkannt werden. Nicht nur wegen der Ausführungen zu einer Musiktheorie, die basierend auf akustischer Evidenz die Naturseptim mit in den Kanon der musikalisch verwendbaren Intervalle nahm (Chladni ist hier übrigens in Gesellschaft mit vielen weiteren Gelehrten wie dem Mathematiker Leonhard Euler), sondern besonders wegen seiner Darstellung und physikalischen Erklärung der Klangfiguren. Diese entstammen einem Ansatz der Experimentalphysik, Töne bringen einen Staub aus Metallspänen auf einer Metallplatte dazu, abhängig von der Frequenz unterschiedliche Muster zu bilden. Chladni hat dieses Phänomen überall in Europa gezeigt.
Andrea Heilrath
Chladni‘sche Klangfiguren (2020)
Experiment/Installation
Ernst Florens Friedrich Chladni hat seine Experimente an schwingenden Platten mit Geigenbögen durchgeführt. Bei der Installation für Labor 1802 – 2020 ist die Platte an einem Lautsprecher aufgehängt. Gezielt kann die Platte in ihren Eigenfrequenzen angeregt werden. Dies kann z.B. durch Frequenzgeneratoren geschehen, die mit einem MIDI-Keyboard verbunden sind. Durch diese Methode kann ein Zusammenhang zwischen den Obertönen der Platte und den Harmonien unseres Tonsystems hergestellt werden. Grundsätzlich funktioniert die Demonstration wie folgt: Wird ein System mit einer Eigenfrequenz angeregt, bilden sich stehende Wellen. Diese Schwingungen oszillieren zwar zeitlich, sind räumlich aber konstant. Stehende Wellen haben so genannte „Knotenpunkte“ an denen die Platte sich nicht bewegt. Diese Knotenpunkte sind abhängig von der jeweiligen Resonanz.
Klangfigur nach Ernst Florens Friedrich Chladni, Illustration (1879), aus: William Henry Stone, Elementary Lessons on Sound, Macmillan and Co., London, p. 26, fig. 12
Fotos: Michael Pfisterer
Fotos: Kai Bienert